The foXs summer school gave me a bunch of new insight to my research areas. Everything was organized very well and I had such a great time with everyone.
Thelma N.
Located in a sacred place and filled with creative thinkers, the Summer School in Mariastein provided the perfect blend of spiritual tranquility and intellectual stimulation. With an intimate and international group of people, we explored ideas, gathered insights and made friendships. All in all a very enriching experience!
Sam van B.
I'm interested in philosophy and science, so seeing the combination of philosophy, science, and theology as a course seemed like at least 2/3 of a great idea. I'm a very non-religious person - in fact, I would have said I was scared of entering religious spaces as I felt so out of place and uncomfortable. This week has changed that entirely. I've met so many open-minded people and learned a lot about the interactions Christianity had with science in history and had some genuinely open discussions in a space I would have previously thought would discourage this. While all the lectures and discussions were incredibly valuable, by far the best part of the experience was the people I met. From the other students to the main discussion leaders, every single person was so interesting and well-educated in their subjects, and every single conversation felt impactful. Also, a special mention to the absolute beauty that is the monastery and the nature surrounding it.
Deniz C.
Viele denken, moderne Naturwissenschaft sei voraussetzungslos. Dem ist aber nicht so: Schon der Naturbegriff der Naturwissenschaft ist nicht vom Himmel gefallen, vielmehr ist er das Resultat einer langen intellektuellen Geschichte. Das diesjährige foχs-Sommerseminar wollte jene Voraussetzungen zum Thema machen und zudem die Technik, die unser Leben prägt, in die Untersuchungen einbeziehen.
Ausgangspunkt bildete die Lektüre von Peter Harrisons «Territories of Science and Religion». Harrison, der einer der Hauptredner unserer Summer School war, zeigt in diesem Buch, dass unsere Begriffe von Naturwissenschaft und Religion Produkte des 19. Jahrhunderts sind. Ihre lateinischen Vorgänger hatten ganz andere Bedeutungen. Wenn wir also über das 17. Jahrhundert – die formative Phase neuzeitlicher Naturwissenschaft – sprechen, müssen wir unsere geistige Landkarte anpassen, ansonsten stülpen wir den damaligen Entwicklungen missverständliche Begriffe über.
Johannes Corrodi, Mitglied der foχs-Arbeitsgruppe, hakte hier ein. Der Begriff Wahrheit wurde in der Neuzeit auf die Mittel naturwissenschaftlichen Messens angepasst. Die Frage lautet, ob es nicht andere Formen der Wahrheit gibt bzw. ob es Felder gibt, wo dieser enge Wahrheitsbegriff versagt. Im Rückgriff auf Heidegger und Gadamer sind Geschichte, Kunst und überhaupt das Gebiet der Kultur solche Felder. Wahrheit wäre hier nicht so sehr die Übereinstimmung von Aussagesätzen mit Fakten – ein problematischer Begriff, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Faktum eigentlich Gemachtes heißt – sondern vielmehr etwas, das sich zeigt. Das griechische aletheia übersetzte Heidegger denn auch mit Unverborgenheit.
Eine weitere Relativierung des naturalistischen, mechanistischen Paradigmas, das bis zum heutigen Tag die Naturwissenschaften beherrscht und in unsere westliche Kultur ausstrahlt, bot Andreas Losch mit seinem Vortrag. Losch zeichnete die erstaunliche Karriere der Wendung „Bewahrung der Schöpfung» nach, die es bis in die jetzige Schweizerische Verfassung geschafft hat. Ökologie, Nachhaltigkeit sind umfassende Ansätze, die jedem naturwissenschaftlichen Reduktionismus entgegenstehen: Organismen sind keine Maschinen. Zudem geht es um komplexe Wechselwirkungen, die nicht nach dem Modell einer großen Maschine erfasst werden können.
Der Weg in die Neuzeit kann anhand des Wandels des Naturbegriffs nachgezeichnet werden, das tat Peter Harrison in seiner lectio magistralis. Natur ist für Aristoteles der Raum des Regelmäßigen. Sobald der Mensch eingreift, sind die Phänomene nicht-natürlich, sodass sie für die Naturforschung irrelevant sind. Ganz anders die Neuzeit, die die Natur im Experiment sozusagen nötigt, ihre Geheimnisse preiszugeben. Deutlich kommt dies beim Wissenschaftsprogramm Francis Bacons (1561-1626) an den Tag. Für Bacon ist durch den Sündenfall nicht nur das menschliche Erkenntnisvermögen, sondern auch die Natur selbst korrumpiert. Nur beharrliche, gemeinschaftliche Forschung kann der Natur ihre Geheimnisse Stück für Stück entlocken. An Bacon lassen sich die theologischen und philosophischen Voraussetzungen neuzeitlicher Naturwissenschaft exemplarisch studieren: erst die Kritik an Aristoteles plus die calvinistische Sicht auf Mensch und Natur hat ein solches Forschungsprogramm entstehen lassen.
Einer der frühen Naturforscher war Galileo Galilei. Tatsächlich hat es nur Einstein zu solcher Bekanntheit geschafft wie der Florentiner Gelehrte. Dies ist weniger der historischen Figur als vielmehr der Legendenbildung geschuldet, die vor allem im 18. und 19. Jahrhundert entstand. Francesco Papagni, foχs-Mitglied, beleuchtete Mythos und historische Wirklichkeit. Galileo Galilei wurde zum Fackelträger der Vernunft, zum Märtyrer der Wissenschaft. Untersuchen wir die Dokumente, so kommt ein viel differenzierteres Bild zum Vorschein. Galilei lag richtig in der Überzeugung, dass die Erde sich um die eigene Achse dreht und die Sonne im Zentrum des Planetensystems steht, aber er hatte keine Beweise dafür.
In Italien ist es zu keiner Allianz von Katholizismus und Naturforschung gekommen, obwohl viel Forschung betrieben wurde, auch von Klerikern. Eine solche Allianz ist jedoch in England zustande gekommen. Dort haben die Forscher argumentiert, ihre Naturforschung – das Buch der Natur – bestätige das Buch der Offenbarung. Das hat die anglikanische Kirche überzeugt. England bildete denn auch den Schwerpunkt der entstehenden Naturwissenschaft.
Reto Gubelmann, Mitglied der foχs-Arbeitsgruppe, stellte den kantischen Wissenschaftsbegriff dar. Kant war kein Naturalist, da seine Transzendentalphilosophie nicht ins naturalistische Schema passt. Sein Wissenschaftsbegriff bereitete jedoch den Naturalismus vor: Wissenschaft bedeutet Naturwissenschaft, und die Physik ist für Kant das alleinige Modell dafür.
Matthias Egg, ebenfalls foχs-Arbeitsgruppenmitglied, hielt einen systematischen Vortrag zum Thema wissenschaftlicher Realismus. Dies ist die Auffassung, wonach Wissenschaft nicht Konstrukte, sondern reale Gegenstände untersucht. Neutronen und schwarze Löcher sind nicht weniger real als der Tisch vor mir oder das Glas, aus dem ich trinke. Es gibt keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Alltagsgegenständen und den Objekten der Naturwissenschaft. Wissenschaftliche Realisten müssen nicht Naturalisten sein — Egg selbst ist keiner.
Fazit: Das Verhältnis von Wissenschaft und Religion präsentiert sich mit einem historisch informierten Blick konträr zu den gängigen Gemeinplätzen. Naturwissenschaft wurde auch in China und im islamischen Raum betrieben, hat sich dort aber nicht verstetigen können. Der Grund, wieso dies in Europa des 17. Jahrhunderts geschehen ist, liegt in der Allianz von Wissenschaft und Christentum. Das Christentum war also nicht Hindernis, vielmehr hat es die Etablierung einer Wissenschaftskultur ermöglicht.
Wir von foχs waren überrascht vom Niveau der Studentinnen und Studenten, von denen einige das Thema der Summer School mit eigenen, durchwegs hochklassigen Präsentationen vertieft haben. Dies ist unser drittes Sommerseminar gewesen, und wir können sagen, dass es ein voller Erfolg geworden ist. Die Studierenden, die sich am Schluss in einer Evaluationsrunde ebenfalls geäußert haben, stimmen in dieses Urteil ein. Selbstredend hat die Exzellenz der Hauptredner wesentlich dazu beigetragen.
Francesco Papagni
August 5 – 9 2024, Mariastein/SO
Science and technology are such central elements of modern societies that we can hardly imagine our lives without them anymore. Yet their emergence in the early modern period and their later rise to such a prominent position were by no means inevitable. They depended contingently on various preconditions, which apparently were fulfilled in only some parts of the world, but not in others. The summer school will investigate the philosophical and theological aspects of these preconditions with both a historical and a systematic interest.
Historically, the medieval retrieval of Aristotle’s philosophy and its further development by philosopher-theologians like Thomas Aquinas (1225 – 1274) and William of Ockham (1287 – 1347) led to a transformed conception of theorizing that shifted focus from a metaphysical to an empirical approach to nature. The Renaissance witnessed a further shift away from a disinterested contemplation of the cosmos to a practical engagement with God’s creation, resulting in the emphasis on experiment and technical innovation that we find, for example, in Galileo Galilei (1564 – 1642) and Francis Bacon (1561 – 1626).
On the systematic side, we are interested in the role that these philosophical and theological underpinnings still play in contemporary science and its various interactions with society and the environment. In particular, we will ask how science and technology can – despite their inherent tendency to «subdue the earth» (including ourselves) – nevertheless contribute to a sustainable development of humankind and all of creation.
Naturwissenschaft und Technik sind dermassen wesentliche Bestandteile moderner Gesellschaften geworden, dass wir uns das Leben ohne sie kaum mehr vorstellen können. Nichtsdestotrotz war ihre Entstehung und ihr späterer Aufstieg zu jener zentralen Stellung keinesfalls unausweichlich. Vielmehr hing ihr Erfolg von verschiedenen kontingenten Voraussetzungen ab, die in unserem Teil der Welt gegeben waren und in anderen nicht. Die Summer School will die philosophischen und theologischen Aspekte dieser Voraussetzungen untersuchen in historischer als auch systematischer Hinsicht.
Von einem historischen Gesichtspunkt her gesehen brachte die mittelalterliche Rezeption des Aristoteles und ihre weitere Entwicklung bei Thomas von Aquin (1225 – 1274) und Wilhelm von Ockham (1287 – 1347) eine veränderte Theoriebildung mit sich, die von einer metaphysischen zu einer empirischen Naturauffassung führte. Die Renaissance hatte eine weitere Veränderung von der interesselosen Kontemplation des Kosmos zu einem praktischen Interesse an Gottes Schöpfung zur Folge, was zu jener Emphase von Experiment und technischer Innovation führte, die wir beispielsweise in Galileo Galilei (1564 – 1642) oder Francis Bacon (1561 – 1626) vorfinden.
Von einem systematischen Gesichtspunkt her gesehen sind wir an der Rolle jener philosophisch-theologischen Vorannahmen interessiert, die auch heute wissenschaftliches Arbeiten grundieren sowie an den verschiedenen Wechselwirkungen mit Gesellschaft und Umwelt. Vor allem fragen wir, wie Wissenschaft und Technik – trotz ihrer inhärenten Tendenz, sich die Erde (einschließlich des Menschen) untertan zu machen – zu einer nachhaltigen Entwicklung der Menschheit und der Schöpfung beitragen können.
The Summer School is designed for advanced undergraduate, graduate, and doctoral students in all disciplines, willing to engage in in-depth study of philosophical, intellectual-historical, and theological developments.
Location:
Benedictine Monastery Mariastein, Klosterpl. 1, 4115 Mariastein, Switzerland
Duration:
Monday August 5, 2pm – Friday August 9 2024, 2pm
Costs:
700 sFr. Includes course fees, accommodation, and all meals. Students who cannot cover their expenses through their home institution and are unable to afford the cost may apply for a reduced fee.
Registration:
Until May 15. Please direct your applications to: summerschool2024@foxs.ch
The number of participants is limited to 15. Please enclose a short CV and letter of motivation. Confirmation of participation will be sent at the beginning of June 2024.
Die Summer School richtet sich an fortgeschrittene Studierende, Doktorierende und AbsolventInnen aller Fachrichtungen, die bereit sind, sich eingehend mit philosophischen, geistesgeschichtlichen und theologischen Zusammenhängen auseinanderzusetzen.
Ort:
Kloster Mariastein, Klosterpl. 1, 4115 Mariastein
Dauer:
Mo 5. August, 14.00 bis Fr 9. August 2024, 14.00
Kosten:
700 sFr. Enthält Kurskosten, Unterkunft und alle Mahlzeiten. Studierende, die ihre Ausgaben nicht über ihre Heiminstitution sichern und die Kosten nicht tragen können, können sich für eine ermäßigte Gebühr bewerben.
Anmeldung:
Bis 15. Mai an summerschool2024@foxs.ch
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt. Bitte kurzes CV und Motivationsschreiben beilegen. Teilnahmebestätigung erfolgt Anfang Juni 2024.
ECTS-Punktevergabe für Doktorierende nach Absprache mit der zuständigen fakultären Kommission.